Auf ein Wort - Ein meditativer Spaziergang zum Hirtensonntag
Ein meditativer Spaziergang zum „Hirtensonntag“
Liebe Leserin, lieber Leser,
der zweite Sonntag nach Ostern hat den Namen Hirtensonntag.
Mit diesem Sonntag ist der vielleicht bekannteste Psalm verbunden:
Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser...
Vielleicht haben Sie Lust, diese Andacht mit nach draußen zu nehmen.
Wenn es für Sie möglich ist, nehmen Sie diesen Text mit auf einen Spaziergang. Suchen Sie für die einzelnen Stationen einen Platz, vielleicht unter einem Baum oder an einer Bank, um einen Abschnitt zu lesen.
Sie können die Andacht aber auch im Garten lesen.
Oder Sie setzen sich mit dem Text an das geöffnete Fenster.
1.Station:
Einstimmung
Stimmen Sie sich auf diese stille Zeit ein. Wenn Sie mögen, schließen Sie für einen Augenblick die Augen. Nehmen Sie die Erde wahr, die unter Ihren Füßen ist. Nehmen Sie die Geräusche wahr, die da sind. Lauschen Sie der „Musik zum Anfang“, dem Gesang der Vögel, dem Rauschen der Bäume.
Stille
Sich selbst wahrnehmen
Hören Sie sich selbst einige Minuten lang zu. Spüren Sie die Gefühle, die in Ihrem Herzen sind: Dank, Freude, Sorge, Ärger, Unruhe oder Traurigkeit.
Geben Sie den Erlebnissen und Begegnungen Zeit, die Sie im Moment beschäftigen. Wenn das vorgekommen ist, was jetzt wichtig ist, sprechen Sie sich selbst diese Worte, Gottes Zuspruch zu: „Mit und in allem, was ist: Gott sieht mich liebevoll an.“
Gebet
Lebendiger Gott,
Du bist hier. Und ich bin hier.
Ich bete zu Dir und weiß mich verbunden - mit Dir
und mit anderen, die zu Dir beten.
Dir bringe ich, was mich jetzt beschäftigt:
Die Sorgen der vergangenen Tage, die mir noch nachhängen.
Und die Freude, die ich erlebe.
Stille
Durch Täler und über Höhen, du gehst mit mir. Bleibe bei mir, Gott. Heute, morgen, immer. Amen.
2.Station:
Zum Hirtensonntag gehören die bekannten Worte des 23. Psalms.
Der Psalm drückt starkes Gottvertrauen aus. Bilder der Fülle, der Fürsorge und der Geborgenheit prägen diese alten Worte. Aber auch schwere Erfahrungen, Dunkelheit und Angst werden nicht verschwiegen.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen
3.Station: Nehmen Sie (im Gehen oder im Sitzen) die Predigt der Schöpfung wahr
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Machen Sie sich auf die Suche nach solcher Fülle in der Natur. Achten Sie auf die Spuren von Gottes Fürsorge in der Schöpfung: Vielleicht sind Bäume und Büsche zu entdecken, die in voller Blüte stehen. Zwischen vertrockneten Blättern vom Vorjahr wachsen frische, grüne Halme. Wenn Sie im Wald unterwegs seid, halten Sie Ausschau nach Buschwindröschen und anderen Frühblühern. Berühren Sie behutsam eine Knospe oder Blüte. Wenn die Sonne scheint, dann halten Sie Ihr Gesicht für ein paar Augenblicke in die wärmenden Strahlen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.
Suchen Sie einem großen Baum. Wenn möglich, gehen Sie nah zu diesem Baum. Oder Sie betrachten solch einen Baum aus der Ferne. Berühren Sie (mit den Händen oder mit den Augen) seine Rinde. Nehmen Sie wahr, wie die Wurzeln fest im Boden verankert sind. Verfolgen Sie mit den Augen die Äste, die himmelwärts weisen. Wenn möglich, lehnen Sie sich an den kräftigen Stamm. Spüren Sie den Halt.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir... Wenn Sie diese Worte nachsprechen, was lösen Sie bei Ihnen jetzt aus?
4.Station:
Was klingt noch nach? Was stärkt und tröstet? Gibt es die Erfahrung im eigenen Leben, von anderen, von Gott begleitet zu werden durch ein finsteres Tal? Oder die Erfahrung, selbst jemanden anderes zu begleiten, ihm Halt zu geben, mit Gottes Hilfe?
5.Station:
Bevor Sie die Andachts-Zeit beenden, können Sie Gott um Trost für die Menschen in dieser verunsicherten Welt bitten. Wenn Sie mögen, nennen Sie dabei konkrete Namen von Menschen, an die Sie besonders denkt:
Gebet
Wohin wir uns auch wenden, Gott, du unser Hirte,
erblicken wir dein Angesicht, finden Spuren deiner Sorge für diese Welt.
Wir bitten dich: Tröste wie eine Mutter alle, die sich in diesen Tagen um einen kranken Menschen sorgen….
Tröste alle, die sich in diesen Tagen einsam und allein fühlen…
Tröste alle, die sich in diesen Tagen um ihre materielle Sicherheit sorgen….
Lass uns stark sein mit einander und für einander,
achtsam und besonnen,
verbunden mit dir und allem, was lebt.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen erbitten
Segne uns, Gott, die Erde unter unseren Füßen, segne uns, Gott, den Weg, auf dem wir gehen, segne uns, Gott, das, was wir so sehr wünschen. Du, der du ewig bist, segne uns unsere Rast.
Segne uns, worauf sich unser Glaube richtet. Segne uns, worauf sich unsere Liebe richtet. Segne uns, worauf sich unsere Hoffnung richtet. Gott des Lebens, segne uns den Blick unserer Augen und Herzen.
(Diese Segensbitte ist angelehnt an ein altes Pilger-Gebet aus Schottland)
Seien Sie gut behütet.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pfarrerin Kathrin Brozio