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Eine weihnachtliche Routenführung

AN(GE)DACHT

Die Route ist berechnet.

 

Die Kamele sind gesattelt. Alles, was man für eine längere Reise benötigt, haben sie zusammengepackt. Auch Gastgeschenke sind dabei. Sie sind Wissenschaftler, Sterndeuter. Und belesen sind sie obendrein. Einen besonderen Stern haben sie ausgemacht, mit ganz anderer Strahlkraft als die Sterne, die sie sonst am Firmament anschauen. Ob dieser Stern etwas mit dem verheißenen König zu tun hat, von dem sie gehört haben? Sie machen sich auf, sind voller Vertrauen, dass der Stern sie leiten wird. Tatsächlich scheinen sie sich ihrem Ziel zu nähern.

Die Route enthält Verkehrsstörungen.

Der Stern scheint stehen zu bleiben, nicht gerade über dem Königspalast, vor dem sie nun angekommen sind. Aber ein Königskind wohnt ja wohl in einem Palast, oder? Sie bitten höflich darum, vorsprechen zu dürfen. Doch leider scheinen sie nicht am Ziel angekommen zu sein. Der König hier weiß nichts von einem neugeborenen König. Wer soll das denn sein? Etwa eine Konkurrenz, vor der man sich fürchten muss, die ihn, den Mächtigsten im Land, entthronen will? Die drei Männer werden weitergeschickt. Doch Moment mal: Für den Fall, dass sie das Königskind finden, sollen sie doch bitte beim Rückweg vorbeikommen und Bescheid sagen.

Die Route wurde neu berechnet.

Ein bisschen enttäuscht sind sie schon, die drei Männer. Ein langer Marsch liegt hinter ihnen, aber ein Ziel haben sie noch nicht vor Augen. Etwas erschöpft gehen sie weiter. Doch da, der Stern scheint ihnen erneut den Weg zu weisen. Dann endlich, er bleibt stehen, direkt über der kleinen Stadt Bethlehem, besser gesagt, über einer etwas verkommenen Hütte am Rande dieses Städtchens. Hier aber leuchtet der Stern, eindeutig und einladend, zum Greifen nah. Neugierig öffnen sie die Tür.

Sie haben ihr Ziel erreicht.

Was sie sehen, ist wahrlich kein Königspalast. Aber ein Neugeborenes wird da von seiner Mutter gestillt. Eine besondere Ausstrahlung hat dieses Kind. Sie spüren es und beten das Kind an. Ihre Gastgeschenke und Glückwünsche überreichen sie den Eltern. Jetzt sind sie sich sicher, am Ziel angekommen zu sein.

Alternative Route berechnen?

Später, als sie ausgeruht sind, das Kind bestaunt und den Eltern ihre kostbaren Geschenke überreicht haben, wollen sie sich wieder auf den Heimweg machen. Doch Gott führt sie einen anderen Weg, sie schlagen einen großen Bogen um den Palast des Herodes. Das wäre nicht gut, nicht sicher für dieses Neugeborene. Herodes muss nicht wissen, wo sie das Kind gefunden haben. Denn wer weiß, was er im Schilde führt.

Sie kommen wieder zu Hause an, wohlbehalten und sicher, erfüllt von dem, was sie gesehen haben.

Diese ungewöhnliche Reise werden sie nicht vergessen. Sie wird ihr Leben prägen und ihren Glauben stärken: Da ist etwas Besonderes geschehen. So unscheinbar und doch mit ungewöhnlich hellem Schein hat ein Neugeborenes ihre Welt verändert.

Der Stern über Bethlehem möge Ihnen nicht nur an Weihnachten scheinen, sondern Sie auch durch das neue Jahr begleiten.

Ihre Pfarrerin Brigitte Rohde

 


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