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AN(GE)DACHT

Liebe Leserin, lieber Leser,

in dieser Jahreszeit zieht es mich oft nach draußen. Ich mag den Spätsommer und den Herbst besonders gern. Die Sonne ist jetzt so mild, Herbstblumen stehen in den schönsten Farben in den Gärten und auf den Wiesen. An den Bäumen hängt das Obst, das bald geerntet werden kann. Die Natur beschenkt uns.

Aber auch die andere Seite ist deutlich zu sehen: dass die Natur aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dass es im Wald oder am Straßenrand vertrocknete Bäume gibt, die sich nach dem letzten Sommer nicht erholen konnten. Und dass in manchen der kleinen Bäche kaum noch Wasser fließt. Freude an der Natur - und die Sorge um sie. Beides liegt da ganz nah beieinander.

Diese beiden Gefühle - Ehrfurcht vor der Schöpfung und Sorge um die Zukunft - haben

vor einigen Monaten den Astronauten Alexander Gerst dazu veranlasst, eine „Botschaft

vom Himmel“ zu schicken. Von der internationalen Raumstation ISS aus (400 km von der

Erdoberfläche) zeichnete er eine Videobotschaft für seine zukünftigen Enkel auf.

Darin sagte er: „Obwohl ich bis jetzt schon fast ein Jahr im All verbracht und an jedem Tag auf euren wunderschönen Planeten runter geschaut habe, kann ich mich einfach nicht daran satt sehen. ... Ich weiß inzwischen, dass ein Blick von außen immer hilft. Dass dieses zerbrechliche Raumschiff Erde sehr viel kleiner ist, als die allermeisten Menschen sich das vorstellen können. Ich kann mir vorstellen, wie zerbrechlich die Biosphäre ist und wie limitiert ihre Ressourcen.“

Von hoch oben sieht er umso deutlicher die Schönheit und die Verletzlichkeit dieses blauen Planeten. Seinen zukünftigen Enkeln verspricht er, sich nach Kräften für ihre Zukunft einzusetzen.

Diese engagierten Worte aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive sind ein Aufruf zur Verantwortung. Wir als Einzelne können etwas bewirken. Es macht einen Unterschied, wie wir unser Leben gestalten. Und auch die Politik braucht Mut und unsere Unterstützung, um weitreichende Entscheidungen zu wagen. Die Erde ist so verletzlich, so kostbar, so schön – und sie ist Gottes Werk. In manchen Gemeinden wird als liturgischer Beginn des Gottesdienstes der Satz gesagt:

Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des HERRN,

der Himmel und Erde gemacht hat,

der Bund und Treue hält ewiglich

und der nicht loslässt das Werk seiner Hände.

Dieser Satz ist so bedeutsam, dass er an jedem Sonntag wieder in Erinnerung gerufen wird: Gott, der die Welt und alles, was lebt, geschaffen hat, lässt sie niemals fallen. Er lässt uns Menschen mit uns selbst nicht allein.

Im Vertrauen darauf, dass Gottes Versprechen für alle Zeiten gilt, können wir uns unserer Verantwortung stellen und das tun, was uns je persönlich möglich ist.

Mit herzlichen Grüßen

Pfarrerin Kathrin Brozio


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