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Das wird gefeiert...

50 Jahre Evangelischer Kindergarten am Kiefernhain

Durch die Industrialisierung und die zunehmende Beschäftigung von Frauen änderten sich im 19. Jahrhundert die familiären und sozialen Umstände, in denen Kinder aufwuchsen. Besonders in Großstädten und deren Umgebung benötigte man Orte, an denen Kinder„aufbewahrt“ werden konnten, wenn die Eltern zur Arbeit gingen. In Hainstadt waren um die Jahrhundertwende viele Frauen in der gerade entstehenden Zigarrenindustrie tätig. So wurde im Jahre 1901 in der Gemeinde die erste Kinderbewahrschule für 100 Kinder von der "Congregation der barmherzigen Schwestern vom allerheiligsten Heiland" im neu gebauten Haus in der Liebfrauenheidestraße eröffnet. Die Kinder waren allesamt in einem Gruppenraum (heute Gemeindebücherei) untergebracht und wurden von einer Schwester und einer Helferin unterrichtet. Während der NS-Zeit wurde die Kinderschule geschlossen. Im April 1945 durften die Schwestern ihre Arbeit in der Kinderschule wieder aufnehmen.

Im Laufe der Jahre stieg der Bedarf an Kindergartenplätzen und 1967 baute die Gemeinde Hainstadt den Kindergarten am Kiefernhain, für den die evangelische Kirchengemeinde die Trägerschaft übernahm. Die Verhandlungspartner waren Bürgermeister Joseph Böhn und Pfarrer Georg Blum. Wegen seiner wunderschönen Lage gab sich unser Kindergarten den offiziellen Namen Ev. Kindergarten "Am Kiefernhain". In späteren Jahren entwarf Josef (Sepp) Andres, dessen Enkel den Kindergarten besuchte, das entsprechende Logo dazu.

Im Jahrbuch von 1967/68 ist zu lesen: "Der neue Kindergarten mit seiner idealen Lage am Rande des Waldes ist bezogen. Für hundert Kinder ist Platz geschaffen worden, ihre Familien wissen ihre Kinder bei Ordnung und Sicherheit."

Der Tagesablauf der vier jeweils altersgleichen Gruppen war streng gegliedert. Es gab festgelegte Spiel- und Beschäftigungszeiten, gemeinsames Frühstück, gemeinsame Toilettengänge und bestimmte Zeiten für das Außengelände. Am Nachmittag stand das Freispiel in Haus und Garten im Vordergrund. Die Gruppen wurden von je einer Erzieherin betreut. Die Leiterin war nicht freigestellt.

Als in den siebziger Jahren ein Wandel in der Pädagogik einsetzte, wurden die Gruppen altersgemischt. Ziel war: Kinder lernen nicht nur von Erwachsenen, sondern auch voneinander. Die jüngeren schauten sich vieles von ihren Vorbildern, den "Großen" ab und diese waren stolz, ihre eigenen Erfahrungen und Kenntnisse weitergeben zu können. Jedes Kind konnte im Gruppenverband seine eigenen Entwicklungsschritte gehen und entsprechende Freunde finden.

Das gemeinsame Frühstück wurde zugunsten eines individuell wählbaren Frühstückszeitpunkts während der Freispielzeit verändert, da manche Kinder zuhause nicht gefrühstückt hatten. Die meiste Zeit des Tages blieb weiterhin inhaltlich vorgegeben. Phantasie und Eigenständigkeit fand wenig Raum. Der weitere gesellschaftliche Wandel und die wirtschaftlichen Veränderungen forderten eine Reaktion des Kinderbetreuungssystems. Viele mittelständische Betriebe wurden geschlossen. Berufstätige Eltern mussten weitere Fahrtwege zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen. Für die Hainstädter Eltern wurde der Bedarf an Ganztagsplätzen inklusive Mittagessen immer dringender. Dies hatte zur Folge, dass 1987 der Ev. Kindergarten zur Ev. Kindertagesstätte wurde.

Sie bot 20 Kindern eine ganztägige Betreuung von 8:00 bis 16:30 Uhr an. Eine Köchin wurde eingestellt, die das Essen aus frischen Zutaten, überwiegend aus ökologischem Anbau zubereitete, worauf wir heute noch Wert legen.

Die lange Verweildauer der Kinder führte dazu, dass der inhaltliche Schwerpunkt unserer Kita sich veränderte. Unsere familienergänzende Arbeit wurde zur familienunterstützenden Arbeit. Die Kindertagesstätte war nicht mehr Betreuungseinrichtung, sondern wurde zur Erziehungs- und Bildungseinrichtung, mit dem Ziel, Kinder in ihrer Selbstständigkeit und ihren sozialen Fähigkeiten zu stärken. Ebenso wurden Möglichkeiten geboten sich Wissen anzueignen, eigene Lernwege zu entdecken und zu verfolgen.

Die Erzieherinnen öffneten die Gruppen, so dass alle Kinder die Möglichkeiten des gesamten Hauses nutzen konnten. Die Stammgruppen der Kinder blieben erhalten und somit auch die Erzieherinnen als Ansprechpartnerinnen für Kinder und Eltern.

Unter der Leitung von Siggi Heeg (1980 bis 1995) hielt der Situationsansatz Einzug in unser Haus, der auch heute noch richtungsweisend für unsere Kita ist und mit dem wir uns immer weiterentwickeln. Unsere pädagogische Arbeit geht von den Lebenssituationen der Kinder und ihrer Familien aus. Daran orientieren wir unsere Themenauswahl. Lernen erfolgt in Sinnzusammenhängen und in Alltagssituationen, die für Kinder nachvollziehbar sind. Nicht das isolierte Training von Zahlen und Fakten, sondern das sachbezogene Lernen in sozialen Zusammenhängen steht im Vordergrund. Die Lernschritte der Kinder werden in ihrem Portfolio dokumentiert und sind für sie somit immer nachvollziehbar.

Auch mit der Eröffnung einer Krippengruppe im Jahr 2009 und der Umwandlung einer Regelgruppe in eine altersübergreifende Gruppe mit Kindern von 1,5 bis 6 Jahren, griffen wir die Bedürfnisse der Familien auf. Wir stellten fest, dass Familien Angebote über die Kindergartenbetreuung hinaus benötigen. So wurde mit der Krippeneröffnung das Ev. Familienzentrum "Main-Treff" gegründet. Generationenübergreifend gibt es viele Angebote: Eltern-Café, Beratungs- und Bildungsangebote, Musikveranstaltungen...

Mit der Gründung des Familienzentrums veränderte sich auch das Logo der Kita. Es beinhaltet Symbole der Kita, des Familienzentrums und der Kirchengemeinde.

Im Jahr 2016 reagierten wir weiter auf die Nachfrage der Hainburger Familien. Wir eröffneten vorübergehend eine 6. Gruppe, um weiteren 20 Kindern einen Kita-Platz zu bieten. Im Februar 2017 stehen für Kinder unter drei Jahren 17 Plätze und für Kinder von 3-6 Jahren 103 Plätze zur Verfügung. Die Personalbesetzung ist seit 2014 im Hessischen Kinderförderungsgesetz (KiföG) geregelt und richtet sich nach der Anzahl der Kinder und den Öffnungszeiten. Um die sprachliche Entwicklung der Kinder zu unterstützen, gründeten wir den Verein für Kinder, über den wir zusätzlich finanzielle Mittel zur Beschäftigung von Sprachförderkräften erhalten.

Wir sind ein ausbildender Betrieb - wir bieten Schülerinnen und Schülern der Regelschulen und Studierenden an sozialpädagogischen Fachschulen und Universitäten Ausbildungsplätze an und arbeiten kooperativ mit den Institutionen zusammen. Auf diese Weise erfolgt eine ständige Auseinandersetzung mit den neuesten pädagogischen Inhalten und Zielen zusätzlich zu unseren kontinuierlichen Fort- und Weiterbildungen.

Im Lauf der 50 Kita-Jahre blicken wir auf eine Vielzahl von Menschen zurück, die sich in der Kita engagiert haben. Ihnen allen danken wir von ganzem Herzen!

Karola Bicherl, Kita-Leiterin

P.S. Möchten Sie noch mehr wissen?Auf dieser Seite finden Sie Veranstaltungen zum "Festjahr". Zu unserem Jubiläumsfest im Juni erscheint eine Festschrift mit noch mehr Details rund um 50 Jahre Kita.

Haben Sie alte Fotos, vor allem aus den 70er und80er Jahren? Bitte melden bei C. Braatz,Tel: 65108 oder Mail: cbraatz@nexgo.de

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